Für viel Aufregung sorgte in den vergangenen
Monaten das von besorgten Geschäftsinhabern beobachtete und publik gemachte
störende Verhalten mancher Menschen, die sich in der Schloßstraße aufhielten.
Obdachlose, Betrunkene, Drogenabhängige - sie riefen mit Betteln, aber auch
Pöbeleien den Unmut der Geschäftsleute hervor, die sich um das Wohl ihrer
Kunden und somit auch um die eigenen Einnahmen sorgten.
Schnell wurde von manchen eine Verbindung zur
nahegelegenen Fachberatung für Menschen ohne Wohnung des Caritasverbandes
Koblenz e. V. gesehen und offen diskutiert. Die in der Neustadt 20 angesiedelte
Einrichtung sei mit Schuld daran, dass sich viele Obdachlose, Drogenabhängige
und Betrunkene in der Schloßstraße aufhalten würden.
Fest steht, dass es tatsächlich eine
Schnittmenge zwischen der Klientel der Fachberatung für Menschen ohne Wohnung
und den "Problemfällen" in der Schloßstraße gibt. Ebenso fest steht
aber auch, dass sich in der Schloßstraße eine Drogenszene entwickelt hat. Die
dieser Szene zuzuordnenden Personen sind weit überwiegend keine Menschen, die
Hilfe in der Caritas-Einrichtung gesucht haben, und auch viele der
offensichtlich Alkoholkranken gehören nicht zu den dort beratenen
Wohnungslosen. Dies gilt ebenso für die meisten Jugendlichen, die nach Berichten
verschiedener Geschäftsinhaber für Aufregung gesorgt haben.
Die meisten Menschen, die sich an die
Caritas-Beratungsstelle wenden, suchen Schutz vor der Straße. Ihr Anliegen ist
es, wegzukommen vom Leben unterwegs. Sie erhoffen sich ein Dach über dem Kopf,
etwas zu essen, eine Waschmöglichkeit und erste pflegerische Hilfe. Klar ist:
Wer sich im Tagesaufenthalt der Fachberatung aufhält, sitzt nicht auf der
Schloßstraße. Gäbe es diese Aufenthaltsmöglichkeit jedoch nicht, dann würden
auch sie sich auf Bürgersteigen oder in Fußgängerzonen treffen.
Doch wie soll man der Lage Herr werden? Es
steht außer Frage, dass eine oft geforderte ordnungspolitische Lösung als
Konsequenz einer verschärften Gefahrenabwehrverordnung die Problematik nicht
beseitigen könnte und somit keine Lösung darstellt. Nichtsdestotrotz ist aber
auch für den Caritasverband klar: Wenn es zu Straftaten in der Schloßstraße und
anderen Ortes gekommen ist oder kommen wird, muss diesen selbstverständlich
nachgegangen werden.
Eine dauerhafte Lösung ist nur durch
Beseitigung der grundlegenden Mängel möglich, und Wohnungslosen mangelt es in
erster Linie an angemessenem und bezahlbarem Wohnraum. Zusätzlich, und hier
decken sich Wünsche der Stadt Koblenz und die Vorstellungen des
Caritasverbandes Koblenz e. V., muss eine Betreuung der Menschen, die lange auf
der Straße gelebt haben und es nicht mehr gewohnt sind, einen eigenen Haushalt
zu organisieren, gewährleistet sein. Entsprechende Vorschläge und Konzepte
seitens des Caritasverbandes liegen der Stadt seit geraumer Zeit als
Lösungsvorschlag vor. Solche und vergleichbare Hilfen sind auch nach den
gesetzlichen Bestimmungen des Sozialgesetzbuches vorgesehen.
Der Caritasverband Koblenz e. V. bietet
bereits betreute Wohnformen an. Zu nennen sind hier die speziellen Hilfen für
drogenabhängige Jugendliche im Zusammenhang mit dem Zentrum für ambulante
Suchtkrankenhilfe sowie das Betreute Einzelwohnen des Sachbereiches
Jugend-Gefährdeten-Hilfe. Zusätzlich böte sich gerade bei Menschen, die auf der
Straße leben, der Einsatz von so genannten "Streetworkern" an, die u.
a. auch auf der Schloßstraße eingesetzt werden könnten. Eine weitere
Anlaufstelle insbesondere für Menschen mit Suchtproblematik ist der
Kontaktladen des Zentrums für ambulante Suchtkrankenhilfe.
Speziell für Wohnungslose schlägt der
Caritasverband Koblenz e. V. ein kombiniertes Hilfeangebot vor: Ein betreutes
Wohnen mit enger Begleitung, um persönliche Defizite in der eigenen Biografie,
im Bereich der Haushaltsführung und der Kulturtechniken aufzuarbeiten. Parallel
dazu bietet sich über die Beschäftigungsgesellschaft des Caritasverbandes
Koblenz e. V., die CarMen gGmbH, eine Wiedereingliederung in geregelte
Tagesabläufe und Arbeit an. Auch hierzu hat der Caritasverband Koblenz
Vorschläge und Konzepte unterbreitet.
Caritasdirektor Dr. Wolfgang Kues weist
darauf hin, dass der Caritasverband Koblenz e. V. zu einer konstruktiven Lösung
der geschilderten Probleme bereit sei und langjährige Erfahrungen einbringen
könne. Da aber die Wohnungslosenhilfe bereits zu über 90 Prozent aus
Eigenmitteln des Verbandes finanziert werden würde, sei hier eine Beteiligung
der kommunalen Seite erforderlich.
Weitere Informationen zur Arbeit der
Fachberatung für Menschen ohne Wohnung erhalten Sie bei Markus Fröhlich, dem
Leiter der Einrichtung.
Tel. 02 61-9 14 40 78
e-Mail:
mow@caritas-koblenz.de