Programm mit Herz und Temperament
Mit einem bunten, kreativen Fest im Herzen der Koblenzer Altstadt hat der Caritasverband am 31. August sein 100-jähriges Bestehen gefeiert: "Heute steht die Begegnung von Menschen im Mittelpunkt", so die Vorsitzende des Caritasverbandes Anette Moesta zur Eröffnung der "Festmeile" auf dem Jesuiten- und Willi-Hörter Platz.
Der Tag hatte zuvor mit einem Gottesdienst in der Citykirche, zelebriert von Pater Ludger Widmaier, und einem Vortrag von Professor Dr. Georg Cremer, dem ehemaligen Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, begonnen. Die Vorsitzende hieß dazu viele Ehrengäste herzlich willkommen, darunter die beiden Weibischöfe Jörg Peters und Franz Josef Gebert (Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Trier), sowie Landrat Dr. Alexander Saftig, die Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz, die Leiterin der Arbeitsagentur Koblenz und zur neuen Bürgermeisterin gewählte Ulrike Mohrs, und Detlev Pilger (MdB).
Professor Dr. Cremer stellte die "Befähigungsgerechtigkeit" in den Mittelpunkt seines Vortrages: Das an sich gut ausgebaute Hilfenetz des Sozialstaates sei nur ungenügend auf die Prävention sozialer Notlagen und die Befähigung der Bürger ausgerichtet: So gebe es in Deutschland zu viele Menschen, die zwar materiell unterstützt werden, ihre Potenziale zur Selbsthilfe jedoch nicht entfalten können. Er forderte deshalb eine gemeinsame Anstrengung der Politik, der Kirche und ihrer Caritas und der Zivilgesellschaft für mehr "Befähigungsgerechtigkeit". Sozial benachteiligte Menschen müssten bessere
Unterstützungsangebote bekommen, damit sie die Voraussetzungen für eine eigenständige Lebensführung gewinnen oder zurückerhalten. Cremer nannte die Förderung von Langzeitarbeitslosen als Beispiel. Eine Herausforderung sah er in der Förderung von Kindern und Jugendlichen: Das Bildungssystem habe Defizite, die sich am Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsabschlüssen festmachen lassen. Cremer forderte Einsatz gegen die mangelnde Chancengleichheit: "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass die Chance der Kinder, ihre Potenziale zu entfalten, in so krasser Weise vom Zufall der Geburt abhängt." Nach Auffassung von Professor Dr. Cremer kann es aber nicht allein die Aufgabe der Politik und des Sozialstaates sein, Menschen zu befähigen. Vielmehr bleibe dies auch eine Herausforderung für die Caritas, die mit vielen Projekten bereits aktiv ist. So beteiligt sich der Caritasverband Koblenz beispielsweise am bundesweiten Projekt "Stromsparcheck" und nutzt die positive Wirkung von ehrenamtlichen Patenschaften für Menschen mit Unterstützungsbedarf.
Das Begegnungsangebot draußen auf den beiden Plätzen hatte viel zu bieten: die Mitarbeiter der Beschäftigungsgesellschaft CarMen zogen an ihrem Stand mit handwerklichen Aktionen, und Tipps zum Stromsparen von den "Stromsparcheckern" immer wieder Neugierige an. Zusammen mit den Ständen von Kindertageseinrichtungen, unterschiedlichen Beratungsangeboten oder Einrichtungen der Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung ergab sich ein lebendiges Bild der Caritas in Koblenz. Engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter der Bahnhofsmission und weitere Ehrenamtsprojekte informierten
über Möglichkeiten der Mitwirkung: "Die Resonanz ist gut, einige Leute haben sich schon für ein Ehrenamt bei uns interessiert, aber es könnten gerne noch mehr sein", erzählt eine Mitarbeiterin.
Ehrenamtler werden immer gebraucht- rund 300 Frauen und Männer engagieren sich aktuell schon bei der Koblenzer Caritas. Auch die beiden Weibischöfe Jörg Peters und Franz Josef Gebert zeigten sich beeindruckt, einmal von der Vielfalt der Angebote für Jung und Alt, aber auch von der Verbindung von 100-jähriger Tradition und Modernität des 1918 gegründeten Verbandes.
Der absolute Zuschauermagnet war das gut dreistündige Bühnenprogramm: Moderator Tom Theisen konnte ein wahres Feuerwerk an Tanz, Zirkus und Zauber, Musik und Mode zünden: Kinder, junge und ältere, Caritasmitarbeiter und betreute Menschen aus den Wohnhäusern sowie aus der Rhein-Mosel-Werkstatt boten ein abwechslungsreiches Programm mit Herz und Temperament.
Ein Höhepunkt war eine temperamentvolle Modenschau des Kleiderladens der CarMen gem. GmbH. Kinder aus verschiedenen Einrichtungen verzauberten das Publikum mit kreativen Vorführungen. An diesem Tag standen sie im Mittelpunkt - das fördert das Selbstvertrauen. Begeistert wurden die multikulturellen Tänze aufgenommen, die der Migrationsdienst organisiert hatte:osteuropäisch, orientalisch, immer farbig und eindrucksvoll. Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld zeigte sich am Schluss des Tages froh und stolz über dieses Fest der Begegnung und dankte allen herzlich für ihr großes Engagement.