Vom 14. bis zum 20. Februar findet die bundesweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien statt. Initiatoren sind "NACOA Deutschland e. V." aus Berlin sowie "Such(t)- und Wendepunkt e. V." aus Hamburg. Das Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe des Caritasverbandes Koblenz beteiligt sich ebenfalls. Ziel ist es, für die Situation der betroffenen, oft vergessenen Kinder, Aufmerksamkeit und Sensibilität zu schaffen.
Es gibt in Deutschland ca. drei Millionen Kinder, die mit suchtkranken Eltern aufwachsen. Durchschnittlich jedes sechste Kind ist betroffen. Ca. sechs Millionen Erwachsene sind als Kinder in Suchtfamilien groß geworden. Die belastenden Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes sind belegt. Die Familiensituation ist zumeist angespannt und für die Kinder unberechenbar. Fehlende konstante Zuwendung und emotionale Unsicherheit führen häufig dazu, dass die Kinder kaum vertrauensvolle Beziehungen entwickeln und aufbauen können.
Gemeinsam Spaß haben und abschalten können, einfach Kind oder Teenie sein dürfen: Das Caritas-Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe startete im vergangenen Jahr, kurz vor Beginn der Pandemie, in den Räumen der Familienbildungsstelle mit einem Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien. "Die Pandemie und ihre Folgeerscheinungen wirken sich auf die Lebenssituation der betroffenen Kinder wie ein Brennglas aus", berichtet Diplom-Sozialpädagogin Klaudia Follmann-Muth. "Kontaktsperren, häusliche Isolation und gestiegener familiärer Stresslevel verstärken den Leidensdruck der Kinder und Jugendlichen in besonderer Weise."
Telefonberatung und Beratungsspaziergänge
Reguläre Gruppentreffen mit gemeinsamen Aktivitäten sowie dem altersgerechten Umgang mit dem Thema Sucht sind aufgrund der Pandemie-bedingten Kontaktbeschränkungen schon lange nicht möglich. Für Caritas-Mitarbeiterin Klaudia Follmann-Muth ist es gerade jetzt eminent wichtig, den kontinuierlichen Kontakt zu den jungen Menschen aufrechtzuhalten. "Wir unterstützen durch regelmäßige Telefonate und gemeinsame Spaziergänge. Uns ist es sehr wichtig, verlässliche Ansprechpartner und auch in akuten Krisensituationen sofort ansprechbar zu sein."
Die Gruppenleiterin der Caritas hofft auf positive Entwicklungen, um bald wieder Treffen mit allen Teilnehmerinnen durchführen zu können. Zurzeit ist es eine reine Mädchengruppe im Alter von 12 bis 14 Jahren. Interessierte Jungen und Mädchen in anderen Altersgruppen sind herzlich willkommen. Dies gilt sowohl für junge Menschen, deren Familien bereits von der Suchtberatungsstelle betreut werden als auch für Kinder und Jugendliche, die sich in Eigeninitiative vertrauensvoll an die Caritas wenden möchten. Alle Gespräche unterliegen der Schweigepflicht und werden vertraulich behandelt.
"Kinder suchtkranker Eltern brauchen Zuwendung von vertrauenswürdigen Erwachsenen außerhalb ihrer Kernfamilie", resümiert Caritas-Mitarbeiterin Klaudia Follmann-Muth. "Das können Großeltern, Tante oder Onkel sein, ebenso Lehrer, Erzieher, Kinderärzte, Sporttrainer, Jugendgruppenleiter oder Sozialarbeiter."