Die natürliche Umgebung wirkt sich positiv auf die Gespräche aus. Sophia Schüler von der Ambulanten Jugendhilfe der Caritas freut sich über die Möglichkeit, Beratungstermine im Pfarrgarten in Neuendorf durchführen zu können.Foto: Marco Wagner
Morgens um halb elf in Koblenz. Die Sonne strahlt, während Caritas-Mitarbeiterin Sophia Schüler von der Ambulanten Jugendhilfe im wunderschönen Garten der Pfarrei St. Peter in Koblenz-Neuendorf auf eine Klientin wartet, eine junge Frau, die Unterstützung bei der Bewältigung des Familienalltags benötigt.
Normalerweise finden solche Termine in einem Büro der Caritas oder im häuslichen Umfeld der Familien statt, was in Zeiten der Corona-Pandemie aufgrund der Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften nicht wie gewohnt umsetzbar ist. In den vergangenen Wochen waren persönliche Beratungsgespräche nur in absoluten Not- und Krisensituationen möglich.
Da das Infektionsrisiko in der Natur wesentlich geringer und die Wetterlage seit vielen Woche sehr freundlich ist, fragte der Caritasverband beim Dekanat Koblenz an, ob eine Nutzung von Pfarrgärten möglich sei.
Es meldeten sich sofort einige Pfarreien. Seitdem bieten beispielsweise die Pfarrgärten in Metternich, Moselweiß und Neuendorf perfekte Rahmenbedingungen als grüne "Beratungsoasen". Das Büro von Sophia Schüler besteht aus einem schönen alten Gartentisch mit drei Stühlen auf einer grünen Wiese, mit Blick auf den Rhein und die Festung Ehrenbreitstein. "Die natürliche Umgebung wirkt sich positiv auf die Gespräche aus, in denen es oft um sehr belastende, teilweise existenzielle Probleme geht", berichtet Sophia Schüler, die in den Bereichen Erziehungs- und Straffälligenhilfe aktiv ist. "Wichtig ist natürlich auch, dass in den Gärten die Anonymität und Vertraulichkeit gewahrt bleibt."
Der Beratungstermin im Neuendorfer Pfarrgarten verlief positiv. Die junge Mutter ist erleichtert und freut sich auf die Begleitung in Form einer Sozialpädagogischen Familienhilfe. Sie und ihr Mann möchten mit Unterstützung der Fachkraft der Caritas das Familienleben wieder in geordnete Bahnen bringen.
Mehrere Wochen waren die Caritas-Mitarbeitenden per Telefon oder E-Mail in ständigem Kontakt zu Klienten und ratsuchenden Menschen. Nach den ersten Lockerungen sind alle Beteiligten erleichtert, dass nun auch wieder persönliche Beratungsgespräche möglich sind. Auch das Schulsozialarbeiter-Team weicht gerne auf die Gärten als bereichernde Büroalternative aus. Die verschiedenen Gärten werden je nach Wohnort der Klienten ausgewählt, sodass kurze Wege garantiert sind.
"Auch im sozialen Bereich veränderten sich mit der Corona-Pandemie die Arbeitsbedingungen", resümiert Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld. "Bei der Beratung ist der persönliche zwischenmenschliche Kontakt von elementarer Bedeutung. Wir danken den Pfarrgemeinden für die unkonventionelle Unterstützung und ihre Gastfreundschaft."