Endlich eine neue Perspektive: Caritas-Mitarbeiter Michael Schiemann begleitete die Familie von Petra C. im Rahmen des Bedarfsgemeinschaftscoachings.Foto: Marco Wagner
Es ist Montagnachmittag: In entspannter Atmosphäre besprechen Petra C. und Caritas-Mitarbeiter Michael Schiemann die aktuelle familiäre Situation. Beide blicken zurück auf die vergangenen Monate und freuen sich über die positiven Entwicklungen. Die beiden großen Kinder haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und einen festen Arbeitsvertrag in der Tasche. Petra C. hat kürzlich den Führerschein gemacht und eine geringfügige Beschäftigung aufgenommen, mit der Perspektive auf eine Vollzeitstelle. Das Gespräch findet nicht in einem Büro der Caritas statt, sondern im Rahmen des Bedarfsgemeinschaftscoachings in der Wohnung der Familie in einem Ort in der Verbandsgemeinde Weißenthurm.
Freiwilliges Unterstützungsangebot wirkt nachhaltig
Seit 2018 wird das Bedarfsgemeinschaftscoaching durch die Komm-Aktiv GmbH für den Standort Mayen und den Caritasverband Koblenz für die Bereiche Untermosel und Weißenthurm umgesetzt. Es ist eine freiwillige Maßnahme, ohne Erfolgsdruck und mögliche Sanktionen. "Ziel ist es, langzeitleistungsbeziehende Menschen gezielt und intensiv zu begleiten, um ihre berufliche Integrationschancen zu erhöhen", sagt der erfahrene Diplom-Sozialarbeiter Michael Schiemann. "Dabei wird das gesamte Familiensystem in den Hilfeprozess eingebunden, auch die in der Bedarfsgemeinschaft lebenden Kinder." Finanziell gefördert wird das erfolgreiche arbeitsmarktpolitische Instrument durch das Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz, den Europäischen Sozialfonds sowie das Landesministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.
Familie meisterte viele Hürden
Die erste Kontaktaufnahme mit Familie C. fand gemeinsam mit der zuständigen Fallmanagerin des Jobcenters statt. "Ich wollte aus einer Negativspirale ausbrechen und mir und meiner Familie eine neue Perspektive aufbauen", berichtet die vierfache Mutter, die seit vielen Jahren durch Erziehungszeiten nicht im Berufsleben stand. Es hatten sich Schulden angehäuft. Bei den jüngeren Kindern kam es zu Entwicklungsauffälligkeiten in Kindergarten und Schule. "Die Teilnehmerin stand vor einem schier unüberwindbaren Berg und war überfordert", berichtet Michael Schiemann. "Im Rahmen der langfristigen Zusammenarbeit konnte sie eine Hürde nach der anderen meistern."
Caritas-Mitarbeiter Michael Schiemann kann auf fundiertes Fachwissen und langjährige Beratungserfahrung im Bereich der Arbeitsmarktintegration zurückgreifen.Foto: Marco Wagner
Mindestens einmal in der Woche besuchte der Coach die Familie im häuslichen Umfeld. Kurzfristige Fragen wurden telefonisch geklärt. Neben der persönlichen Beratung koordinierte der Caritas-Mitarbeiter weitere Unterstützungsmöglichkeiten, stellte beispielsweise den Kontakt zur Schuldnerberatung, Fahrschule, zu Therapeuten und Arbeitgebern her. "Unser Unterstützungsansatz ist Hilfe zur Selbsthilfe", betont Michael Schiemann. "Es war schön zu beobachten, wie sich bei Frau C. schnell eine große Eigeninitiative entwickelte." Diesen Veränderungswillen erlebt der Caritas-Mitarbeiter häufig und berichtet, dass sich das Coaching bei ca. 80 % der unterstützten Familien positiv auswirkt.
Die Lebenssituation von Familie C. entspannte sich nachhaltig, die Erfolge und Fortschritte taten gut und waren der Startpunkt in eine bessere Zukunft. "Vertrauen war von Anfang an da und wichtig", sagt die 41-Jährige. "Die Begleitung war für uns eine große Stütze." Großes Ziel von Petra C. ist es, bald nicht mehr auf staatliche Leistungen angewiesen zu sein. Das Bedarfsgemeinschaftscoaching legte in den vergangenen Monaten den Grundstein. Durch Stabilisierung und Aktivierung erhielt die Familie eine neue Perspektive.