2015 startete der Projektverbund FAiR (Flüchtlinge und Asylsuchende integriert in die Region) unter Federführung des Caritasverbandes Koblenz. Ziel war und ist es, geflüchteten Menschen bei der Integration in Ausbildung und Arbeit zu unterstützen. Sieben Jahre FAiR: Erfahrungen, Reflexion, Erkenntnisse für die Zukunft. In diesem Kontext fand die bereits dritte Fachtagung im Zentrum für Ernährung und Gesundheit der Handwerkskammer Koblenz statt.
HWK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich begrüßte die zahlreichen Gäste und betonte, wie wichtig die Integration von geflüchteten Menschen sei. "Im Vordergrund steht die Unterstützung der Geflüchteten. Darüber hinaus ist die Integration von enormer Bedeutung für unsere Gesellschaft und Wirtschaft vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels."
Caritas-Vorsitzende Anette Moesta gab einen Einblick in die 60-jährige Geschichte des Migrationsdienstes in Koblenz, die seinerzeit mit den sogenannten Gastarbeitern aus Italien oder der Türkei begann, und schlug einen Bogen in die Gegenwart. "Der Krieg in der Ukraine und die Geschehnisse im Iran zeigen, wie wichtig es ist, Schutzsuchenden Zuflucht zu geben."
Projektverbund schafft Perspektiven
Aus FAiR wurde FAiR-Plus. Bleiben wird der starke Projektverbund, um auch weiterhin geflüchteten Menschen bei der Integration in den Arbeitsmarkt zur Seite zu stehen.Foto: Marco Wagner
Bis Mitte 2022 konnten 2.000 Personen in Arbeit, Ausbildung, Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Schulausbildung und weitere Angebote vermittelt werden. Diese Zahl spricht für sich und ist das Ergebnis des Zusammenspiels starker Kooperationspartner. Zum Netzwerk gehören neben dem Caritasverband Koblenz die Stadt Koblenz, der Landkreis Mayen-Koblenz, die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, die Jobcenter Koblenz und Landkreis Mayen-Koblenz, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer, der Caritasverband Trier, namhafte Arbeitgeber aus der Region, die Carl-Benz-Schule und die Julius-Wegeler-Schule sowie der Beirat für Migration und Integration der Stadt Koblenz.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion waren sich Vertreter aus Politik, Kommune, Wirtschaft und Caritas einig, dass Sprache, Bildung und Arbeit die wichtigsten Eckpfeiler auf dem Weg der Integration seien. Das FAiR-Netzwerk bildet dafür mit Expertise, passgenauen Angeboten und kurzen Wegen die besten Voraussetzungen. Vor dem Hintergrund der Geschehnisse in der Ukraine und weiteren Krisenregionen auf der Welt sowie des dramatisch voranschreitenden Fachkräftemangels in Deutschland gab es einen wichtigen Appell an die Politik: "In den vergangenen Monaten wurden insbesondere für geflüchtete Ukrainer viele rechtliche Hürden abgebaut, beispielsweise hinsichtlich des Aufenthaltsstatus´, des Zugangs zum Arbeitsmarkt und der Wahl des Wohnortes", berichtete Gregor Bell, Leiter des FAiR-Projektes. "Wir begrüßen diese Maßnahmen außerordentlich, setzen uns aber gleichzeitig für eine Gleichbehandlung von Flüchtlingen aus der Ukraine und Flüchtlingen aus anderen Herkunftsländern ein."
Erzählkunst bewegte die Teilnehmenden
Einen bewegenden Einblick in das Leben Geflüchteter gab Schauspieler und Regisseur Peter Glass mit der Methode des Storytelling.Foto: Marco Wagner
Einen bewegenden Einblick in das Leben Geflüchteter gab Schauspieler und Regisseur Peter Glass. Mit der Methode des Storytelling stellte er eine Frau aus dem Iran und einen Mann aus Serbien vor. Die einfühlsamen und höchst emotionalen Ausführungen zeigten, wie unterschiedlich Biographien nach einer Flucht verlaufen können. Es ging um Hoffnungen und Wünsche, um Hürden durch Gesetze und Bürokratie, aber auch um Fortschritte, Erfolgserlebnisse und Hilfsbereitschaft.
Im Anschluss folgte ein Fachvortrag über Anerkennungspotenziale ukrainischer Berufsabschlüsse. Annette Baczak, Referentin für internationale Berufsbildungsforschung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, berichtete über dieses wichtige Thema, für fast alle Teilnehmenden der Fachtagung seit Monaten Teil der täglichen Arbeit.
Am Nachmittag standen verschiedene Workshops auf dem Programm, u. a. zu den Themen Digitalisierung, Übergang von der Schule zum Beruf, Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse oder Integration von geflüchteten Frauen.
Erfolgsgeschichte geht weiter
Eines wurde im Laufe des Tages mehr als deutlich: Engagierte Partner sind der Garant für die Erfolgsgeschichte des FAiR-Projektes, die auch in Zukunft weitergeschrieben werden kann. Pünktlich zur Fachtagung kam die Zusage des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum vorzeitigen Vorhabebeginn für die kommenden vier Jahre. Das Ministerium und der Europäische Sozialfonds finanzieren das Projekt. Neu ist nur der Name. Aus FAiR wurde FAiR-Plus. Bleiben wird der starke Projektverbund, um auch weiterhin geflüchteten Menschen bei der Integration in den Arbeitsmarkt zur Seite zu stehen.
Das Projekt "FAiR" wird im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt "Integration von Asylbewerberinnen, Asylbewerbern und Flüchtlingen (IvAF)" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.