Schnelle und effektive Unterstützung: bbz-Leiter Ansgar Sauerborn (auf dem Bildschirm zu sehen) bei einer Beratung per Videochat. Foto: Marco Wagner
"Corona bestimmt auch unsere Beratungsarbeit", sagt Ansgar Sauerborn, Leiter des Betrieblichen Beratungszentrum der Caritas (bbz). "Es kommen viele Menschen zu uns, für die Kontaktbeschränkungen, soziale Isolation, Arbeitsplatzveränderungen und Unsicherheiten bezüglich des Arbeitsplatzes, gepaart mit vielfältigen Ängsten, nur schwer auszuhalten sind."
Seit 15 Jahren arbeitet das bbz, ein Kooperationsverbund der Caritasverbände Koblenz, Rhein-Mosel-Ahr und Rhein-Wied-Sieg, mit mittelständischen Betrieben und international agierenden Großunternehmen aus der Region zusammen. Ziel ist es, den Mitarbeitenden schnelle und professionelle Unterstützung in Krisen- und Belastungssituationen zu bieten.
"Zu Beginn lag der Schwerpunkt bei der Beratung und Behandlung von süchtigem Verhalten, insbesondere bei übermäßigem oder abhängigem Alkoholkonsum", berichtet Ansgar Sauerborn. "Im Laufe der Zeit mehrten sich Anfragen von Mitarbeitenden, die unter dem stetig wachsenden Druck am Arbeitsplatz und/oder Problemen im privaten Umfeld litten. Psychische und körperliche Erschöpfungszustände, bis hin zum Burn-Out, waren oft das Ergebnis." Die beteiligten Caritasverbände reagierten und entwickelten passgenaue Angebote zur Beratung bei Suchtproblemen, psychischen Erschöpfungszuständen, psychosozialen Problemlagen und Überschuldung. Das bbz war auch der erste Anbieter im nördlichen Rheinland-Pfalz, der eine Anerkennung als betriebliche Schuldner- und Insolvenzberatung bekam und diese für Mitarbeitende der Partnerunternehmen durchführen konnte. Darüber hinaus arbeitet das Beratungszentrum eng mit Krankenkassen sowie Rentenversicherungsträgern zusammen und kooperiert mit ergänzenden Fachdiensten und Fachkliniken.
Passgenaue Beratungsangebote als Antwort auf die Pandemie
Die mehr als ein Jahr andauernden und sehr belastenden Rahmenbedingungen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit vieler Menschen. 2020 erfolgten 51 % der Kontaktaufnahmen aufgrund einer Erschöpfungssymptomatik im Zusammenhang mit dem jeweiligen Arbeitsplatz: Überforderung, Burnout und Angst vor einem Jobverlust.
Caritas-Mitarbeiterin Marion Stien bei einem Beratungsspaziergang. Dem Caritas-Beraterteam ist es sehr wichtig, gerade jetzt verlässliche und stabile Ansprechpartner zu sein.Foto: Marco Wagner
"Depressive Störungen und vermehrter Konsum von Alkohol und Nikotin sind nur zwei Reaktionen, die in unterschiedlichen Studien über Auswirkungen der Pandemie beschrieben wurden und sich auch in unserer Arbeit widerspiegeln", sagt Marion Stien vom bbz-Beraterteam. "Unser Fokus liegt darauf, trotz Kontaktbeschränkungen schnell und vor allem effektiv für die ratsuchenden Menschen da zu sein." Mehr als die Hälfte aller Beratungstermine finden telefonisch statt, hinzu kommen Videochats. Die Caritas-Berater achten auf eine ausgewogene Balance zwischen Präsenz und alternativen Beratungsformen. "Emotionale Themen können häufig nur in einem gemeinsam erarbeiteten Beziehungs- und Vertrauensverhältnis besprochen werden", so Diplom-Sozialpädagogin Marion Stien weiter.
Die Unterstützung des Caritas-Beratungszentrums beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz. So können nicht nur die betroffenen Menschen, sondern auch deren Partner, Angehörige und Vorgesetzte die Beratung in Anspruch nehmen bzw. in den Prozess mit einbezogen werden. Schulungen und Informationsveranstaltungen in den Unternehmen sowie Coaching- und Unterstützungsangebote für Führungskräfte und Mitarbeiter mit Personalverantwortung komplettieren das Angebot des bbz-Verbundes.
Wohnortnahe Unterstützung
Standorte in Koblenz, Andernach, Mayen, Neuwied und Ahrweiler ermöglichen zeit- und wohnortnahe Termine, in der Regel innerhalb von fünf Arbeitstagen. Neben den pädagogischen Fachkräften komplettieren eine Ärztin für innere Medizin und Psychotherapie, eine Psychologin sowie eine Bankkauffrau das Expertenteam der Caritas. Vertraulichkeit und Schweigepflicht sind natürlich selbstverständlich.
Getreu dem Leitsatz "Gesunde Mitarbeiter, gesundes Unternehmen" ist das Angebot des bbz in zahlreichen Unternehmen unserer Region fester Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements. "Die Mitarbeitenden können sich in einer akuten Krisensituation direkt und unbürokratisch an uns wenden", ergänzt bbz-Leiter Ansgar Sauerborn. "Unser Ziel ist es, für die Mitarbeitenden in dieser herausfordernden Zeit ein verlässlicher, vertrauensvoller und stabiler Ansprechpartner zu sein, um bei belastenden Themen gute Lösungen für die Zukunft zu erreichen."