Die Regionale Fachstelle Glücksspielsucht in Koblenz beteiligte sich am bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht, in Rheinland-Pfalz organsiert durch die Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG). Landesweit geht man von ca. 18.000 Personen mit pathologischem und 20.000 Personen mit problematischem Spielverhalten aus.
"Was für die einen Spaß und Zeitvertreib ist, kann für andere Menschen schwerwiegende Folgen haben", sagt Caritas-Mitarbeiterin Ellen Meyer. "Die Dunkelziffer gerade in diesem Bereich ist enorm hoch." Seit März 2009 gibt es in Koblenz die Regionale Fachstelle Glücksspielsucht, die dem Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe des Caritasverbandes angegliedert ist und durch das Landesministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung gefördert wird. Neben betroffenen Menschen finden dort auch Angehörige oder Freunde Unterstützung.
Podcast informiert und sensibilisiert
Glücklich süchtig – Anlässlich des Aktionstages Glücksspielsucht gibt es einen informativen Podcast (v. l. n. r.): Kevin Böhm (Initiator), Werner Müß (Fachstelle Glücksspielsucht Bad Ems), Ellen Meyer (Fachstelle Glückspielsucht Koblenz)Foto: Caritasverband Koblenz
"Glücklich süchtig" war ursprünglich ein reines Podcastprojekt von zwei abstinenten Glücksspielern. In der Zwischenzeit kommen in dem wöchentlich erscheinenden Format Menschen zu Wort, die der Spielsucht den Kampf ansagen wollen, die Achtsamkeit und den Umgang mit diesem Tabuthema stärken möchten oder Angehörige haben, die betroffen sind. Aufgrund der großen Resonanz bei den Downloads und Hörern entwickelte sich eine Digitale Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige.
Anlässlich des Aktionstages waren Ellen Meyer und Werner Müß von den Fachstellen in Koblenz und Bad Ems zu Gast, um über die Arbeit der Beratungsstellen zu berichten und für Betroffene die Schwelle der Kontaktaufnahme zu senken. "Selbstverständlich unterliegen wir der Schweigepflicht, sodass betroffene Menschen oder Angehörige sich jederzeit vertraulich an uns wenden können", sagt Ellen Meyer.
Online-Glücksspiele auf dem Vormarsch
Immer mehr Menschen werden in ihrem Alltag mit Online-Glücksspielen konfrontiert, die durch den neuen Staatsvertrag seit Juli 2021 auch legalisiert sind. Auf diesem kaum zu regulierenden Markt werden Spielerträge in Milliardenhöhe erreicht. Die dauerhafte Verfügbarkeit rund um die Uhr führt zu einem erhöhten Suchtpotenzial und auch der Jugendschutz ist online nur schwer zu gewährleisten. "Besonders gefährlich ist, dass das Online-Glücksspiel heute stärker gesellschaftlich akzeptiert ist", ergänzt Caritas-Mitarbeiterin Sabine Radermacher. "Das liegt auch an der Allgegenwärtigkeit und prominenten Besetzung der Werbung, was gravierende Auswirkungen auf die Hemmschwelle hat."
Glücksspielsucht ist seit 2001 als Krankheit bei Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern anerkannt. Betroffene können daher, ähnlich wie bei anderen Suchterkrankungen, Behandlungen im ambulanten und stationären Rahmen in Anspruch nehmen. Die Fachstelle der Caritas bietet auch eine professionelle Beratung bei finanziellen Schwierigkeiten in Verbindung mit Glücksspielsucht. "Wir erleben in unserer täglichen Arbeit häufig, wie die Spielsucht ganze Familien in den Abgrund ziehen kann", ergänzt Bankkauffrau Sabine Radermacher. "Neben persönlichen Gesprächen besteht auch die Möglichkeit einer Online-Beratung, um schnell, einfach und anonym Unterstützung zu erhalten."
Darüber hinaus finden regelmäßig Präventionsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Schulen und Elternkreisen statt. Das Einzugsgebiet der Regionalen Fachstelle umfasst neben dem Koblenzer Stadtgebiet auch die Landkreise Mayen-Koblenz und Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Link zum Podcast: https://gluecklichsuechtig.de/