Der Syrer Ahmad Rez hatte ein klares Ziel vor Augen und arbeitet nun als Apotheker.Foto: Design für Gründer / IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz
"Manchmal müssen wir etwas lauter reden, damit die Kunden uns hinter der Plexiglasscheibe und mit Maske verstehen. Das ist etwas anstrengend und nicht jeder Kunde hat Verständnis für die besonderen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen", berichtet Apotheker Ahmad Rez von den aktuellen Herausforderungen. Dennoch ist Rez mit Herzblut bei der Sache, wenn er die Kunden in der Apotheke bedient, ihre Rezepte einlöst und sie berät wie man Rückenschmerzen in den Griff kriegen oder Erkältungssymptome lindern kann.
Seit März 2018 arbeitet der Syrer in der Viktoria Apotheke in Lahnstein. Ein paar sprachliche Schwierigkeiten gäbe es noch, aber alles in allem fühlt sich der 37-Jährige sehr wohl an seinem Arbeitsplatz und im Umgang mit Kunden und Kollegen.
2015 kam Ahmad Rez aus Syrien nach Deutschland. Dort studierte er Pharmazie und betrieb acht Jahre lang eine Apotheke. Als er den Plan fasste sein Heimatland und den Wohnort Aleppo zu verlassen, begann er mit dem Deutschlernen. Er nahm Privatunterricht, schaffte das Niveau A1 und A2 und verbrachte die ersten vier Monate in der Türkei. Auch dort lernte Ahmad Rez weiter Deutsch mit einer Lehrerin und bestand die Prüfung für das Goethe B1 Zertifikat. Nachdem er in Deutschland angekommen war und in einer Flüchtlingsunterkunft in Ingelheim untergebracht wurde, konnte er nach Lahnstein ziehen.
Das Anerkennungsverfahren
"Wie es mit der Anerkennung meines Berufs läuft, wusste ich erstmal nicht genau. Aber meine Schwester war bereits ein paar Monate vor mir nach Deutschland gegangen. Und so bekam ich schon mal mit, wie bei ihr das Anerkennungsverfahren für Ärzte ablief", so Ahmad Rez.
In Lahnstein angekommen, schaute er sich nach einem weiteren Sprachkurs um, den er im benachbarten Koblenz fand. Hier suchte er auch die IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung des Caritasverbandes Koblenz auf und informierte sich, wie er seinen ausländischen Abschluss anerkennen lassen kann, um als Apotheker arbeiten zu dürfen. "Ziel ist die nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationsgeschichte", sagt Caritas-Mitarbeiter Yassin Attaoua. "Eine gute Zusammenarbeit aller Akteure und Institutionen ist die Basis, um ratsuchende Menschen effektiv und schnell unterstützen zu können."
Die IQ Beratungsstelle der Caritas knüpfte Kontakt zum IQ Projekt "Ärzte für die Zukunft" von "MIP - Medici in Posterum" in Mainz, das in Kooperation mit einem weiteren IQ Projekt "Arbeit & Leben" geförderte Fachsprachkurse für Mediziner durchführt. "Das hat gepasst, da ich als Apotheker viele Fachbegriffe lernen muss, die auch Ärzte lernen", erzählt Rez. Nach diesem intensiven Sprachtraining bestand er im September 2016 die Fachsprachprüfung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz.
Danach erhielt er für zwei Jahre die so genannte Berufserlaubnis als "Apotheker unter Aufsicht". Während dieser Zeit arbeitete der Familienvater, dessen Frau und die beiden Kinder im April 2016 nachziehen durften, in einer Apotheke und lernte parallel für die Kenntnisprüfung. Er besuchte verschiedene Seminare und Vorbereitungskurse, u. a. an der Universität Mainz. Im Januar 2018 bestand Ahmad Rez seine Kenntnisprüfung, im Februar erhielt er die Approbation und im März nahm er in der Viktoria Apotheke eine Stelle als Apotheker an.
Die guten Sprachkenntnisse, die sich Ahmad Rez akribisch angeeignet hatte, halfen ihm dabei, die Prüfungen erfolgreich zu absolvieren. "Jeden Tag sechs Stunden mit Deutschen verbringen, das hilft schon ganz schön, um seine Sprache zu verbessern", berichtet Ahmad Rez.
Auch seine Frau will ihm in die Apotheke nachfolgen und eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin (PTA) beginnen, sobald der jüngste Sohn in die Schule geht. "Unser Ziel ist es, irgendwann gemeinsam in der Apotheke zu arbeiten."
IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung
Die "IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung Koblenz" ist eines von zahlreichen Projekten im IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz und Teil des Förderprogramms "Integration durch Qualifizierung (IQ)". Es zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Das Programm wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).