Mit dem Schuljahr 2018/2019 startete an der Koblenzer Julius-Wegeler-Schule ein landesweites Modellprojekt. Im zweijährigen Bildungsgang BVJ Pflege/Gesundheit und Ernährung/Hauswirtschaft können junge Flüchtlinge und Migranten bis 25 Jahre einen Schulabschluss erreichen und gleichzeitig wertvolle berufliche Praxiserfahrungen sammeln.
Unterricht einmal anders
Praxisnaher Unterricht ermöglicht wichtige Lernerfahrungen.Foto: Marco Wagner
Es ist Dienstagmorgen nach der großen Pause. Im Anschluss an Deutsch und Mathematik steht für die BVJ-Klasse praxisnaher Unterricht rund um das Thema Pflege auf dem Stundenplan.
Wie gelingt eine gute Kommunikation mit pflegebedürftigen Menschen?
Wie messe ich den Blutdruck?
Wie wasche ich einen bettlägerigen Patienten?
Unterschiedliche Pflegesituationen werden simuliert. Es herrscht eine offene und sehr kommunikative Atmosphäre, die jungen Menschen lernen mit- und voneinander.
Neben zwei Fachlehrern ist auch Caritas-Mitarbeiterin Sahar Saeed in den Klassenverband integriert. Die pädagogische Fachkraft agiert als Bindeglied zwischen Schule und Arbeitsmarkt, begleitet die Schüler bei der Suche nach Praktikumsplätzen und vermittelt zu weiteren Beratungs- und Informationsangeboten.
"Die Klasse ist sehr motiviert, die Fortschritte in puncto Sprache sowie der schulischen und praktischen Lerninhalte sind enorm", sagt Saher Saeed. "Darüber hinaus gilt es, die jungen Menschen bei kulturellen Herausforderungen, z. B. in der Kommunikation mit Eltern, Lehrern und potentiellen Arbeitgebern zu stärken und zu unterstützen."
Wichtige Praxiserfahrungen
An vier Tagen in der Woche werden die Schüler 25 bis 30 Stunden in der Schule unterrichtet. Dazu zählen auch 10 Wochenstunden DAZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache), der vom Ministerium für Bildung finanziert wird.
Montags absolvieren die jungen Menschen ein Praktikum in einer Einrichtung der Altenhilfe, sei es eine Senioreneinrichtung oder ein ambulanter Pflegedienst. Stolz und mit großer Begeisterung stellen sie an diesem Tag den Mitschülern ihre Einsatzstellen und Arbeitsfelder vor. "Mein Ziel ist es, zukünftig als Altenpflegerin zu arbeiten", berichtet eine aus Syrien stammende junge Frau. "Ich bin dankbar für die Unterstützung durch die Schule und die Erfahrungen in der Senioreneinrichtung. Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich mit meiner Arbeit anderen Menschen helfen kann. Der persönliche Kontakt mit den Senioren bedeutet mir sehr viel."
Nicht nur die Schüler sammeln wertvolle Einblicke in Berufe mit Zukunft, auch die beteiligten Praktikumsstellen profitieren von der Zusammenarbeit und lernen potentielle Bewerber über einen längeren Zeitraum kennen.
Die ersten Ausbildungsverträge wurden bereits unterschrieben. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich verschärfenden Fachkräftemangels in der Pflege ist das Koblenzer Projekt ein Modell mit Zukunft.
Akteure sorgen für optimale Rahmenbedingungen
Die Kooperation zwischen Schule und Caritas kombiniert optimale Rahmenbedingungen zur schulischen und beruflichen Bildung mit langjähriger Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Migrationsgeschichte. "Die überaus positive Resonanz bereits nach dem ersten Projektjahr ist ein Beleg für die reibungslose Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure", sagt Schulleiter Carsten Müller. "Unser Ziel ist es, den jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten und ihnen den Sprung auf den Arbeitsmarkt zu ermöglichen - als Grundstein für eine gelingende Integration."