Lockdown und Kontaktbeschränkungen bestimmen unser Leben seit einem Jahr. Präsenzunterricht im Klassenverband, Wechselunterricht in kleineren Gruppen, Notbetreuung und Homeschooling führen bei Kindern, Jugendlichen und deren Familien zu großen Herausforderungen und neuen Problemlagen. Bereits seit 2011 bietet das Schulsozialarbeiterteam des Caritasverbandes Koblenz Schülern an Koblenzer Gymnasien Unterstützung in Krisensituationen an, seit 2018 auch an der St. Franziskus-Schule.
Telefon- oder Onlineberatung, Videochat und Beratungsspaziergänge
Telefon- oder Online-Beratung: Caritas-Mitarbeiter Thorsten Lemke und den Kolleginnen des Schulsozialarbeiterteams ist es sehr wichtig, gerade jetzt verlässliche Ansprechpartner zu sein, um auch kurzfristig unterstützen zu können.Foto: Marco Wagner
Reguläre Sprechstunden, Gemeinschaftsprojekte mit kompletten Klassen oder Ferienaktionen sind Pandemie-bedingt schon lange nicht mehr möglich. "Uns ist es sehr wichtig, gerade jetzt verlässliche Ansprechpartner zu sein, um auch kurzfristig unterstützen zu können", sagt Diplom-Pädagoge Thorsten Lemke, zuständig für das Görres-Gymnasium und das Gymnasium auf dem Asterstein. "Wir unterstützen durch Telefon- oder Onlineberatung sowie Videochat. In Krisensituationen sind auch persönliche Gespräche oder Beratungsspaziergänge möglich." Die Problemlagen haben sich in den vergangenen Monaten verändert. Viele Kinder und Jugendliche haben große Sorgen, dass sie den Anschluss hinsichtlich der Lerninhalte verlieren bzw. sind im Homeschooling überfordert. Versagensängste, die Versetzung nicht zu schaffen oder beim Abi zu scheitern, sind häufige Gründe für die Kontaktaufnahme zu den Schulsozialarbeitern.
Schule ist mehr als Deutsch, Mathe oder Geschichte
Neben Wissensvermittlung, Klassenarbeiten, Noten und Zeugnissen zeigt sich in der Pandemie ganz besonders, wie wichtig die Schule als Sozialraum für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist. "Es fehlt die beste Freundin oder der beste Freund, Gemeinschaftserlebnisse in der Clique oder der Klasse sind ebenfalls nicht möglich", sagt Caritas-Mitarbeiterin Ulrike Bourry, Schulsozialarbeiterin am Hilda- und Bischöflichen Cusanus-Gymnasium. "Fehlende Sozialkontakte und Nähe können auch das Handy oder Social-Media-Plattformen nicht ersetzen."
Schulsozialarbeiterin Ulrike Bourry bei einem Beratungsspaziergang mit einer Jugendlichen. In akuten Krisensituationen war ein persönlicher Kontakt auch während des Lockdowns möglich.Foto: Marco Wagner
Diese Erfahrungen spiegeln sich auch in der täglichen Beratungsarbeit wider. Neben schulspezifischen Problemen wie Notendruck oder Versagensängsten werden die Schulsozialarbeiter bei vielschichtigen Themen um Unterstützung gebeten. Psychische Probleme, Essstörung oder die Trennung der Eltern sind nur einige Beispiele. Lockdown und Kontaktbeschränkungen führen darüber hinaus zu Spannungen in der Familie. Das Homeschooling der Kinder mit all seinen Herausforderungen prallt häufig mit den Sorgen der Eltern, z. B. Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust oder Existenzängste, zusammen. "Die Zeit der Pubertät ist in normalen Zeiten bereits eine große Herausforderung für Kinder und Eltern", ergänzt Sozialarbeiterin Ulrike Bourry. "Das ständige ungewohnte Zusammensein belastet diese Phase des Abnabelns und Erwachsenwerdens zusätzlich."
Auch unabhängig von der Pubertät stoßen vielen Familien nach einem Jahr Corona an ihre physischen und psychischen Grenzen. So wenden sich neben den Schülern vermehrt auch Eltern direkt an die Pädagogen der Caritas, um Rat und Unterstützung zu bekommen. Ebenso besteht ein enger Draht zu den Lehrkräften an den jeweiligen Schulen. "Natürlich werden alle Gespräche im Sinne der Kinder und Jugendlichen absolut vertraulich behandelt", sagt Caritas-Mitarbeiter Thorsten Lemke. "Eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist von großer Bedeutung, um die Schüler bestmöglich zu begleiten und eine gute Lösung zu erreichen."
Ausweitung der Schulsozialarbeit in Aussicht
Das Schulsozialarbeiterteam ist Teil der Ambulanten Jugendhilfe des Caritasverbandes Koblenz. Dadurch ergeben sich Synergieeffekte durch die Vernetzung mit weiteren Unterstützungsangeboten, verbunden mit einer hohen Professionalität und Fachlichkeit.
Finanziert wird das Angebot an den Gymnasien durch die Stadt Koblenz, an der St. Franziskus-Schule durch das Land Rheinland-Pfalz und das Bistum Trier. Die Kostenträger und der Caritasverband Koblenz wissen um die Bedeutung der Schulsozialarbeit. So wurde bereits im vergangenen Jahr das Stundenkontingent auf 14,6 Wochenstunden pro Schule aufgestockt, weitere fünf Stunden sind zum Start des kommenden Schuljahres anvisiert.
Das Schulsozialarbeiterteam im Überblick:
Bischöfliches Cusanus-Gymnasium und Hilda-Gymnasium
Ulrike Bourry: Tel. 0261 13906-207, bourry@caritas-koblenz.de
Görres-Gymnasium und Gymnasium auf dem Asterstein
Thorsten Lemke: Tel. 0261 13906-211, lemke@caritas-koblenz.de
Gymnasium auf der Karthause
Marzena Szklarska: Tel. 0261 13906-206, szklarska@caritas-koblenz.de
Eichendorff-Gymnasium und Max-von-Laue-Gymnasium
Maria Zinndorf: Tel. 0261 13906-209, zinndorf@caritas-koblenz.de
St. Franziskus-Schule Koblenz
Hanna Scheuvens: Tel. 0170 5847302, scheuvens@caritas-koblenz.de