Suchtberatungsstellen beraten und behandeln, begleiten und stabilisieren Abhängigkeitskranke und ihre Angehörigen in Krisen sowie in dauerhaft herausfordernden Lebenssituationen. 1.300 Suchtberatungsstellen unterstützen bundesweit mehr als eine halbe Million Menschen. Die Einrichtungen leisten in einer gut ausgebauten kommunalen Suchthilfe eine unverzichtbare Hilfe: Sie retten Leben und helfen Gewaltspiralen in Familien und im öffentlichen Raum zu durchbrechen.
Alkohol, illegale Drogen, Medikamente und Glücksspiel: Seit fast 30 Jahren unterstützen die Caritas-Mitarbeitenden betroffene Menschen und Angehörige.Foto: Marco Wagner
Das Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe des Caritasverbandes Koblenz ist mit insgesamt 19 Mitarbeitenden die größte ambulante Beratungsstelle im nördlichen Rheinland-Pfalz. Alkohol, illegale Drogen, Medikamente und Glücksspiel: Seit fast 30 Jahren sind die Rizzastraße 14 in Koblenz sowie die Außenstelle in Andernach wichtige Anlaufstellen für betroffene Menschen und Angehörige. Im vergangenen Jahr wurden 964 Klienten unterstützt, darunter 178 Angehörige. Der Kontaktladen als offener Treff für Menschen mit Suchtproblematik verzeichnete 2443 Besucher.
"Laut einer aktuellen Studie wurden während der Corona-Pandemie bzw. des Lockdowns größere Mengen und auch früher am Tag Alkohol getrunken", berichtet Helga Müssenich, Leiterin des Zentrums für ambulante Suchtkrankenhilfe. "Bei den illegalen Drogen verändern sich riskante Konsummuster. Alkohol- und Drogenkonsum ist auch ein Seismograph für die Bewältigung persönlicher Krisen."
In den vergangenen Monaten waren persönliche Beratungsgespräche häufig nur in absoluten Not- und Krisensituationen möglich. Die Caritas-Mitarbeitenden waren per Telefon oder E-Mail in ständigem Kontakt zu Klienten und ratsuchenden Menschen. Gleichzeitig stieg die Nachfrage im Bereich der Online-Beratung. Im Netz unterstützten die Experten der Caritas anonym, niederschwellig und kompetent.
Suchtberatung steht finanziell mit dem Rücken an der Wand
Die ohnehin prekäre Finanzierung der Suchtberatungsstellen hat sich pandemiebedingt zusätzlich verschärft. Viele Einrichtungen stehen mit dem Rücken an der Wand, denn es muss immer mehr Arbeit für immer weniger Geld geleistet werden: Personalkosten steigen, die Anforderungen an Qualität nehmen zu und die Hilfeangebote müssen flexibler und individueller gestaltet werden. Auch die erforderliche Digitalisierung benötigt Ressourcen. Sie kann die Beratung ergänzen, den persönlichen Kontakt aber nicht ersetzen.
Betroffene Menschen brauchen Unterstützung
Die Systemrelevanz der Suchthilfe und der Sucht-Selbsthilfe wurde in der Krise bestätigt. "Nun muss sichergestellt werden, dass auch in der Zeit nach Corona ein institutionelles Unterstützungsangebot verlässlich zur Verfügung steht", sagt Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld. "Um das Potential der Suchtberatung für suchtgefährdete und abhängigkeitskranke Menschen sowie deren Angehörige zu nutzen und so auch die Brücke in weiterführende Hilfen zu erhalten, muss die Finanzierung stabil, kostendeckend und verlässlich erfolgen."
Aktionstag Suchtberatung: Kommunal wertvoll!
Mit einem bundesweiten Aktionstag macht die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. am 4. November auf die Dringlichkeit der (Weiter-)Finanzierung. und Zukunftssicherung der Suchtberatungsstellen aufmerksam. Unter dem Motto "Kommunal wertvoll!" informiert sie mit ihren Mitgliedsverbänden über die prekäre Situation und sensibilisiert so politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft für die Dringlichkeit des Apells.
Telefonaktion am 5. November
Um Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit zu geben, sich direkt und anonym über die Angebote des Zentrums für ambulante Suchtkrankenhilfe zu informieren und ggfls. eine erste persönliche Beratung einzuholen, initiiert der Caritasverband Koblenz am 5. November eine Telefonaktion. Die Experten der Caritas sind zwischen 14 und 17 Uhr unter folgenden Nummern erreichbar: 0261 667570 oder 6675711. Alle Gespräche werden selbstverständlich vertraulich behandelt.